Reisebericht: Im Elektroauto von Prag nach Düsseldorf

Es ist Dienstag gegen 13.00 Uhr, unser Team geht auf Geschäftsreise. Morgen, am Mittwoch, haben wir ein wichtiges Geschäftstreffen. Da unser Chef ein Elektroauto-Enthusiast ist und seinen sechs Monate alten Tesla noch keinem richtigen Distanztest unterzogen hat, machen wir uns auf eine Reise von etwa 720 Kilometern ohne das Surren eines Verbrennungsmotors. Das Ganze ergibt noch mehr Sinn, wenn ich Ihnen sage, dass das Kerngeschäft unseres Unternehmens die Entwicklung und Herstellung von Traktionsbatterien für Nutz- und Industriefahrzeuge ist.

Der Beginn der Reise

Wir sind perfekt vorbereitet. Das Auto ist zu 99 % geladen. Nach dem Mittagessen im Sterboholy Europark sind unsere Mägen glücklich. Wir sind zu dritt unterwegs, und das ist die optimale Anzahl für eine lange Reise im Tesla 3. Ich sitze hinten links und mache den anderen Sitz zu meinem temporären Büro. Wie sonst sollte man einen Nachmittag im Auto nutzen, wenn man nicht selbst fährt. Es ist undenkbar, dass mein Kollege auf dem Beifahrersitz oder ich selbst beim Fahren helfen. Ich habe noch keinen Tesla-Besitzer kennengelernt, der jemand anderen hinters Steuer lassen würde.

In Deutschland gibt es keinen Mangel an Tesla-Superchargern, sodass unser Fahrzeug unterwegs bequem geplante Ladestationen erreicht. Meine Freunde und ich machen jedes Jahr lange Reisen in den Norden Deutschlands oder traditionell nach Norwegen, um unserer Leidenschaft, dem Kitesurfen, nachzugehen. Meine Bedenken bezüglich der Reise beziehen sich also nicht auf die Entfernung. Meine größte Sorge ist, dass ich nicht weiß, wie sich das Reisen mit einem Elektroauto gestalten wird. Insgesamt sind auf der Reise drei Stopps zum Aufladen des Fahrzeugs vorgesehen. Das klingt gar nicht so schlecht.

Unser erster Halt ist an einer Ladestation kurz hinter Dresden geplant. Im Moment sehen wir, dass dort nur einer von sechs Ladern besetzt ist, für uns wird also sicher noch ein Plätzchen frei sein. Perfekt.

Nossen, Sangerhausen, Staufenberg

Die Fahrt verläuft reibungslos. Die Autobahn ist ziemlich leer. Nur eine Überraschung reißt mich aus meiner Reiselethargie, die sich zwischen dem Betrachten der Landschaft und dem Abrufen von dienstlichen E-Mails abspielt. Kurz nachdem wir die tschechisch-deutsche Grenze überquert hatten, erregten wir die Aufmerksamkeit einer deutschen Polizeistreife. Ein Polizeimotorrad führte uns zur nächsten Autobahnraststätte, wo seine Kollegen schon warteten. Und das waren eine ganze Menge! Mindestens fünf Polizeifahrzeuge. Wahrscheinlich eine deutsche „Operation Christopher“ (ein Codename für einen einwöchigen intensiven Polizeieinsatz auf tschechischen Straßen – Kontrolle von Fahrern und Autos). Statt einer ansonsten gründlichen Kontrolle erwartete uns lediglich die Aufforderung, unsere Papiere herzuzeigen. Dann konnten wir unsere Fahrt fortsetzen.

Wir halten für etwa 25 Minuten an der nächsten Ladestation. Wir laden etwa 50 % der Batterie nach. Ein kurzer Spaziergang zum Tankstellenshop und wir sind bereit zur Weiterfahrt.

Den nächsten Stopp haben wir am Stadtrand von Sangerhausen geplant, kurz hinter Leipzig. Nach etwa 170 km von der letzten Ladestation. Hier nehmen wir einen Imbiss in einem Restaurant ein und bleiben etwa 40 Minuten.

Der letzte planmäßige Halt ist in der Nähe von Kassel, etwa 140 km entfernt. Hier können wir unglaubliche 14 Tesla-Ladestationen und Ladegeräte von anderen Anbietern zählen. Wir sind im Moment das einzige ladende Fahrzeug. Ein kurzer Halt – ein Spaziergang, Wasser auffüllen und nach 20 Minuten geht es weiter. Der letzte Teil der Reise führte uns zu unserem gebuchten Hotel. Es ist etwa 22 Uhr und wir trinken ein wohlverdientes Bier vor dem Schlafengehen. Das Auto wird über Nacht im Energiesparmodus an der Ladestation des Hotels aufgeladen.

Der Morgen und der Rückweg

Am nächsten Morgen starten wir und das Auto voll aufgeladen in den Tag. Wir sind in guter Stimmung. Wir haben ein ganztägiges Meeting mit einem Unternehmen, das Fahrzeuge für den öffentlichen Verkehr herstellt. Wir interessieren uns für Elektrofahrzeuge, die ein Batteriesystem benötigen (Oberleitungsbusse, E-Busse).

Wir bewerten das Treffen als vollen Erfolg und fahren kurz nach 15 Uhr zurück in die Tschechische Republik. Das Auto wird an denselben Stationen wie am Vortag aufgeladen. Die Autobahnen sind wieder sehr frei. Wir überqueren die Grenze gegen 23 Uhr und sind gegen Mitternacht zu Hause. Heureka.

Technische Parameter der Reise

  • Zurückgelegte Gesamtstrecke ca. 1.500 km in 2 Tagen
  • Durchschnittlicher Stromverbrauch ca. 20 kWh pro 100 km
  • Reisegeschwindigkeit ca. 130 km/h auf der Autobahn
  • Nur gelegentliche Nutzung der dynamischen Fähigkeiten des Tesla (keine große Beschleunigung)
  • Innenraumklimatisierung während der gesamten Fahrt eingeschaltet
  • Lufttemperatur tagsüber +30 °C
  • Ungefähre Stromkosten von 85 €

 

Schlussfolgerung

Lange Strecken mit dem Elektroauto zurückzulegen, kann wie eine erhebliche Einschränkung der Freiheit erscheinen. Meiner Meinung nach geht es jedoch vor allem darum, Gewohnheiten und Denkweisen zu ändern. Den größten Vorteil der erzwungenen Stopps (und davon gab es nicht viele) sehe ich darin, dass Fahrer und Beifahrer eine Pause vom ständigen Fahren bekommen, das – auch wenn es nicht so aussieht – sehr anstrengend ist. Sich die Beine vertreten, ausgiebig strecken oder ein Besuch auf der Toilette sind eine willkommene Erholung. So fühlt man sich am Ende der Fahrt viel lebendiger als nach einer Fahrt mit ein oder zwei kurzen Stopps.

Da die Haltestellen an ausgewählten Ladestationen vorgesehen sind, empfehle ich Eltern mit kleinen Kindern keine längere Fahrt. Für lange Geschäftsreisen hat sich das Elektroauto jedoch bewährt, und ich wäre sicher nicht abgeneigt, eine weitere Geschäftsreise mit dem Elektroauto zu unternehmen.

Supercharger

  • Im Industriegebiet 1, 01683 Nossen
  • Am Mittelfeld 5, 06526 Sangerhausen
  • Triftstraße 11, 34355 Staufenberg

Jakub Eliáš - EBZ nano power s.r.o